Bei uns hat es heute Nacht gebrannt

Für den freundlichen Austausch über alle Themen abseits der Behinderung unserer Kinder .... alles was nicht zum Thema passt.

Bei uns hat es heute Nacht gebrannt

Beitragvon Claudia » 16/6/2009, 17:40

Leute, wir haben eine Nacht hinter uns...


Nachdem ich gestern ins Bett bin, hat's nicht lange gedauert und ich rieche etwas Merkwürdiges.
Habe das Fenster aufgerissen und draussen war es irgendwie verqualmt.

Im Haus hat es auch ständig gekracht und gescheppert....bin dann zu Michael (war noch wach) und habe ihn gefragt, ob er das auch riecht oder hört.
Der ist dann mit ins Schlafzimmer und meinte, dass da jemand wahrscheinlich noch grillt....

ich bin dann noch in die Küche, weil ich vom Schlafzimmer aus nichts sehen konnte und habe dort das Fenster aufgerissen...da war nichts zu merken.

Bin wieder ins Schlafzimmer und es hat immer mehr gestunken. Ich bin dann vorsichtshalber in die Kinderzimmer und habe die Kinder aufgeweckt, ihnen gesagt, dass es nach Feuer riecht und sie sich mal vorbereiten sollen, dass wir evtl. das Haus verlassen müssen.

In dem Moment klingelte es schon Sturm an unserer Wohnungstür und zwei Polizisten sagten uns, dass wir das Haus verlassen müssen.....
im Flur war schon die Feuerwehr und es hat grauenhaft gestunken.

Wir haben dann mit den Kindern ruhig und zügig die Wohnung verlassen und es war bemerkenswert:
die Kinder hatten keine Sekunde lang Angst.
Ich habe nur laut gesagt: "Kiddies, wir gehen jetzt 'raus, bleibt bitte zusammen!" und schon standen die beiden vor uns (wussten genau, dass wir sie vor uns laufen haben wollen - auch die Kleine hat reibungslos mitgemacht) und dann habe ich auf die Schnelle beschlossen, dass wir zu meinen Schwiegereltern gehen.

Ich habe die Kinder angewiesen, sich nicht umzudrehen (ich wollte nicht, dass sie das brennende Haus sehen - sie waren so ruhig und brav, dass ich keine Angst auslösen wollte) und einfach nach vorne gucken, wenn wir jetzt zur Oma gehen.

Meine Schwiegis haben nicht schlecht gestaunt, als wir nachts so zwischen 23 Uhr und 23.30 angerufen haben und dann eine kleine "Pyjamaparty" veranstaltet haben.

Gegen Mitternacht hat Noela dann über ihr Handy eine Freundin aus dem Hochhaus auf deren Handy angerufen, da hat sie erfahren, dass wir wieder zurück können.


Die Kinder haben wir sehr gelobt, weil sie sowas von ruhig und brav mitgegangen sind....die hatten keine Sekunde lang Angst.


Unsere Grosse wollte heute unbedingt zur Schule, dort hatte sie dann aber -als sie zur Ruhe kam- einen Zusammenbruch.

Ich denke, da hat bei ihr der aktive Verarbeitungsprozess eingesetzt.
Die Lehrerin hat mich angerufen, dass ich mein Kind abholen soll, sie hätte starke Kopfschmerzen und würde sehr zittern.

Bin natürlich sofort los und mein Mädchen ist mir heulend in die Arme gefallen, die arme Maus.

Sie hat mich gefragt, warum es ihr "jetzt" schlecht geht wo doch alles vorbei ist.
Ich habe ihr erklärt, dass das eine ganz normale Reaktion ist - dass sie gestern so glasklar reagiert hat und ihr erst jetzt bewusst wird, was da passiert ist.

Ich habe mit "meiner" SozPäd telefoniert, die unsere Grosse seit der Ado kennt und sie meinte, dass bei ihr schon etwas "Tieferes" ausgelöst sein könnte (sie hat ja auch eine Vorgeschichte, die wir nicht restlos wissen) - sie hat mir dann ein paar Hilfreiche Bewältigungsstrategien vorgeschlagen und kommt morgen sowieso zum jährlichen Hausbesuch und will sich dann besonders um unsere Grosse kümmern.

Unsere Kleine hat alles locker weggesteckt, sie hat ja keinerlei Gefahrenbewusstsein und fand das Feuerwehr-Notarzt-Polizeiaufgebot ganz toll und spannend - dazu noch den mitternächtlichen Spaziergang zu Oma und Opa....und wann wird man schon mal von der Polizei persönlich aus der Wohnung geholt und läuft einem Feuerwehrmann mit Gasmaske über den Weg....?

Inzwischen haben wir erfahren, dass es ein (durch Öl?) ausgelöster Schwelbrand war.

Ganz so "harmlos" wie ich erst dachte, war es dann wohl doch nicht.

Ab dem 5. Stock aufwärts kam keiner mehr aus den Wohnungen in den Flur.
Ein couragierter Nachbar hat die Tür zur brennenden Wohnung eintreten müssen, soweit ich es mitbekommen habe, war nämlich niemand zuhause (wie kann das sein???).

Der Rauch war giftig - die Nachbarn, die unmittelbar betroffen waren, wurden ins Krankenhaus gebracht, bei einem wurde Wasser in der Lunge festgestellt, das wohl von dem Rauch provoziert wurde.

Wir waren offensichtlich eine der ersten, die 'rausgekommen sind, nur einige Minuten später muss alles völlig verqualmt gewesen sein...

Aber uns geht es gut. Wir fühlen uns müde und erschöpft und passen auf unsere Grosse gut auf, die braucht uns gerade sehr.
Unsere Kleine fand es schön, dass sie mal zuhause bleiben und viel mehr TV gucken durfte als sonst :P .
Herzliche Grüße
Claudia



Erfahrung ist eine nützliche Sache.
Leider macht man sie immer erst
kurz nachdem man sie brauchte...

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Beitragvon Diana » 17/6/2009, 13:04

Mensch Claudia,

da seid ihr ja vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Wir hatten so eine Situation mal, als ich noch zur Schule ging. Wir sind auch alle ungeschoren davon gekommen, aberder Dreck überall war schon sehr krass. So was wünsche ich nicht mal meinem ärgsten feind.

Liebe Grüße, Diana
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Beitragvon melle77 » 17/6/2009, 14:37

Mensch da hattet ihr aber echt Glück gehabt. :eek:
Hätte auch anders ausgehen können.
Aber toll wie deine Kinder so ruhig geblieben sind. :smile:
Vor sowas habe ich aber auch immer Angst. :|
melle77
 

Beitragvon finchen1986 » 17/6/2009, 14:45

glück im unglück

und an dieser stelle apeliere ich wieder an alle schaft euch rauchmelder an. in jedem zimmer (auch in der küche bzw nähe küche) und auch im hausflur grad bei mehrfamilien häuser in jedem stockwerk unter die decke.....

lg Nisha
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Beitragvon Claudia » 17/6/2009, 20:14

Mittlerweile wissen wir wieder mehr:
einigen Nachbarn scheint es immernoch nicht wieder "gut" zu gehen, sie liegen noch im Krankenhaus .

Der Unfallhergang ist jetzt recherchiert:
eine Frau stellte eine Pfanne mit Öl auf den Herd und schlief ein.....
sie ist erst durch den Rauch aufgewacht und geriet so in Panik, dass sie die Wohnung nicht mehr verlassen konnte und rief aber noch den Nachbarn an.
Der hat dann mit seinem Schwager die Türe aufgebrochen mit einem Feuerlöscher.

Ich kann immer nur wieder sagen, wie froh wir sind, dass wir im Erdgeschoss wohnen und von der Panik, die sich dann wohl ausgebreitet hat, rein gar nichts mitbekommen haben.
Da waren wir schon fast bei meinen Schwiegereltern zuhause, als es "richtig" los ging.

Es müssen etliche Krankenwägen vor dem Haus gestanden sein, die die Bewohner gleich "abgefangen" und untersucht haben (Rauchvergiftung).

Meiner Grossen geht es zum Glück seelisch auch wieder gut.
Heute war unser Jugendamt zum Routine-Hausbesuch da und unsere Sozi hat sich lange um unsere Grosse gekümmert, wir haben uns auch nochmal psychologisch beraten lassen.

Sie hatte sowas wie einen "posttraumatischen Schock", der zwar "sitzt", aber die psychologische Beratung meinte, es käme bei so einem Schock in erster Linie auf das Handeln von uns Eltern in so einer Situation an und das sei "unaufgeregt" und pragmatisch gewesen.

Wir haben dann herausgefunden, was unserer Grossen so zugesetzt hat:
sie hat ganz bewusst die Frau gesehen, die eine wirklich üble Rauchvergiftung erlitten hatte, dann hatte sie Angst um unsere Katzen und sie machte sich Sorgen, was mit den "kleinen Kindern da oben" los ist.

Bei ihr war es gar nicht die "Gefahrenangst" (wie gesagt, für uns bestand ja keine unmittelbare Gefahr. Als wir die Wohnung verlassen haben, habe ich noch in Ruhe die wichtigsten Dinge mitgenommen und Jacken an Mann und Kinder verteilt ohne jede Hektik), sondern die riesengrosse "soziale" Sorge, was mit den anderen jetzt los ist.
Und der Feuerwehrmann mit der Gasmaske muss ihr noch einen riesigen Schrecken eingejagt haben.

Aber beiden Kindern ging es heute prächtig - sie waren beim Hausbesuch unseres Jugendamtes aufgeschlossen und fröhlich....was für ein Glück!
__________________
Herzliche Grüße
Claudia



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Leider macht man sie immer erst
kurz nachdem man sie brauchte...

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Beitragvon nilsmama » 19/6/2009, 14:11

Hallo Claudia,

Ich lese erst jetzt von eurer Schreckensnachricht.... Zum Glück ist alles glimpflich abgegangen....

Viele liebe Grüße und sei stolz auf deine wunderbaren Kinder
Deine Alex
Wir drei: Alex, Finn(13.03.04) und Nils (8.12.05) -

Nierendysplasie (Schrumpfnieren), Urethrozelen, Bronchusaplasie, Immundefekt, gemischtförmiges Asthma bronchiale, NMU´s mit Anaphylaxie, FI
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