Die Krankenkassen übernehmen keine Form des Therapeutischen Reitens, auch nicht die medizinisch, physiotherapeutisch ausgerichtete Hippotherapie. Es ist schlicht nicht im Heil- und Hilfsmittelkatalog enthalten, da die tatsächliche Wirksamkeit für ein konkretes Krankheitsbild nicht wissenschaftlich (!) belegbar war/ist. Neue Studien laufen. Wenn Therapeuten Wege finden, um trotzdem über die KKs abzurechnen, dann geben sie meist an, sie würden normale Physiotherapie oder Ergotherapie machen. Vom Hilfsmittel Pferd und Durchführungsort Stall oder freie Natur wird nichts erwähnt, denn diese gibt es bei den KKs nicht für Physio oder Ergo. Solange niemand was sagt, bleibt dieser Kassenbetrug unentdeckt. Nur wenn mal ein Unfall passiert, dann wird´s richtig spannend!
Hier mal ein Link, wo Du sowohl unter Bremen als auch durch Klick auf Niedersachsen unter den Leuten mit Kürzel HT mal schauen könntest:
http://www.dkthr.de/weiterbildung.php?n ... and=BremenHippotherapie:
Ist was? Physiotherapie unter Zuhilfenahme des Bewegungseinflusses eines schreitenden Pferdes auf den Patienten
Macht wer? Physiotherapeuten oder Ärzte mit entsprechender Zusatzqualifikation in der Hippotherapie z.B. beim DKThR
Pferd? Geht geführt im Schritt. Ausgerüstet mit Decke und Gurt sowie zum Führen tauglicher Zäumung
Therapeut? Geht auf Reiterhöhe nebenher oder reitet frei sitzend hinter einem Patienten
Helfer? Muss vorhanden sein, da er das Pferd vorn oder am Langzügel hinter dem Pferd gehend führt
Gangarten? Schritt, da nur dabei die entsprechenden gewünschten Bewegungsimpulse in den Patienten kommen
Zielgruppen? Alle Patienten, die sich eine Verbesserung ihrer Motorik wünschen.
Therapieform? Einzeln, Reitzeit sollte sich am Krankheitsbild und Alter orientieren und nicht pauschal 15 oder 20 Minuten betragen.
Heilpäd. Voltigieren (HPV):
Ist was? Therapie, die die Sportart Voltigieren (Turnen auf dem Pferderücken) nutzt, um Motorik, Wahrnehmung, Sozialverhalten und Psyche positiv zu beeinflussen. Das Erlernen der Sportart ist nachrangig nach den Therapiezielen.
Macht wer? Pädagogische Grundberufe im weitesten Sinne. Nachfragen, denn vom Heilerziehungspfleger über Erzieher, Sozialpädagogen, Dipl. Heilpädagogen kann einem hier alles begegnen. Mit entsprechender Zusatzausbildung im Heilpäd. Voltigieren. Um dies anbieten zu dürfen, muss die Qualifikation als Trainer im Voltigiersport, nicht im Reitsport (!!) vorliegen. Oftmals machen Reitausbilder gleich alles mit!
Pferd? Geht an der Longe im Kreis, ausgerüstet mit stabilem Voltigiergurt und Voltigierpad.
Therapeut? Steht als Longenführer in der Mitte oder hat einen Longierhelfer und geht am Pferd mit.
Helfer? Nicht zwingend notwendig, wenn sich die Kinder gegenseitig oder mit Aufsteigehilfe hochhelfen.
Gangarten? Alle Gangarten, auch Trab und Galopp.
Dauer? MInd. eine Stunde, da sich die Kinder abwechseln auf dem Pferd. Charakteristisch sind Partnerübungen zu zweit auf dem Pferd und Spiele rund ums Pferd, die die grad nicht reitenden Kinder einbeziehen. Die Pferdepflege vorher und/oder nachher kann Therapiezwecken dienen, manche Kinder aber auch überfordern.
Zielgruppen? Vorrangig Kinder ab 4-5 Jahren bis zum Jugendlichen in Kleingruppen von 3-5 Teilnehmern. Wann immer mehr als die Verbesserung der Motorik gefragt ist. Mögliche Indikationen: Selbstwertproblematiken, AD(H)S, Reha nach Kiss-Behandlung, Haltungsschädenprävention, geistige "Behinderung", Wahrnehmungsstörungen um nur einige wenige zu nennen.
Heilpäd.Reiten:
Ist was? s. HPV, nur mit Reiten. Wobei hier schon die Grundlagen des Reitens gelehrt werden, denn sonst versagt die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter. Wird, wenn für kleinere Kinder genutzt, auch geführt angeboten mit Geschicklichkeitsparcours oder Geländetrails. Selber aktiv Reiten wäre hier viel zu komplex. Sonst oft als Fortsetzung nach dem HPV. Pur angewandt auch oft für verhaltensauffällige Jugendliche oder in der Drogenreha.
Macht wer? Pädagogen w.s.o.plus Zusatzquali, allerdings eben mit Trainerschein im Reiten
Pferd? Kann geführt werden, an der Longe gehen zur Sitzschulung oder eben auch frei geritten werden. Hier kommen verschiedenste Sättel zum Einsatz, manche Therapeuten arbeiten auch gerne ohne Sattel.
Therapeut? Steht als Reitlehrer in der Reitbahn oder reitet bei Ausritten mit.
Helfer? Nicht erforderlich.
Gangarten? Alle
Zielgruppen? Wenn die Motorik und Wahrnehmung soweit "funktioniert", dass der Reiterkörper dem Pferd differzierte Ansagen nur mit seinem Körper geben kann, aber Sozialverhalten oder Psyche Förderung brauchen. In der geführten Form für jüngere Kinder auch ohne diese Voraussetzung tauglich, allerdings fehlt mir persönlich dann immer die optimale Förderung der Motorik, so wie sie eben im Volti möglich ist.
Soweit erstmal. Weitere Fragen immer gerne!
Liebe Grüsse
Sabine