von ingridB » 3/8/2010, 13:39
Hallo allerseits,
wir machen seit 4 Jahren jeden Sommer 4 Wochen Petötherapie in Hamburg.
Die konduktive Förderung von Kindern mit motorischen Störungen wurde in Ungarn von dem Arzt Andras Petö in den 30er und 40er Jahren entwickelt, um Kindern mit unterschiedlichen, insbesondere auch motorischen Behinderungen, den Schulbesuch zu ermöglichen.
Im Mittelpunkt steht die Förderung der eigenen Aktivität, seine motorischen Fertigkeiten zu verbessern, wobei es darauf ankommt, die individuellen Möglichkeiten zu erkennen und die anzustrebenden Entwicklungsschritte vorzugeben. Die Kinder werden so zur Tätigkeit und zu Handlungen angeregt, die zu einer Auseinandersetzung mit der Umwelt führen; damit untrennbar verbunden sind Emotionen, Wahrnehmung und Motivation.
Die Förderprogramme sind für eine gruppenorientierte Arbeit entwickelt worden, bei der die folgenden Aspekte wesentlich sind:
- Lernen am Modell durch Imitation und in einem gruppendynamischen Prozeß,
- Einsatz von Sprache zur Vermittlung der Aufgaben und zur Eigenmotivation der Kinder,
- Bestärkung der Lernerfolge durch Konditionierung entsprechend der klassischen Lerntheorie,
- Einsatz von einfachen, aber funktionsorientierten Hilfsmitteln,
- Aufstellung von exakten Tagesprogrammen
Unser Sohn macht die Therapie begeistert mit, auch wenn es täglich 5-6 Stunden anstrengendes Programm in den Ferien bedeutet.
Die Therapie wird in Hamburg durch einen Elternverein organisiert und kostet ca. 2700 Euro für 4 Wochen.
Alle Teilnehmer bekommen die Therapie über Stiftungen finanziert.
Eine weitere Therapie, an der wir seit Februar teilnehmen, ist die Galileotherapie.
Das Konzept heißt : Auf die Beine!
Das Konzept ist für Kinder und Jugendliche geeignet, die in ihren motorischen Fähigkeiten und ihrer Mobilität eingeschränkt sind und deshalb zeitweise oder dauerhaft auf die Nutzung eines Rollstuhls oder von Gehhilfe angewiesen sind. Das Ziel des Konzeptes ist die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten und die Verbesserung der Steh- und Gehfähigkeit der Kinder und Jugendlichen. Es wird angestrebt, dass die Patienten weitere Meilensteine der Entwicklung erreichen und so zum Beispiel vom Liegen zum Sitzen, vom Sitzen zum Stehen oder vom Stehen zum Gehen kommen. Um diese Ziele zu erreichen, wird eine Verbesserung der Muskelkraft, Muskelfunktion und Muskelkoordination angestrebt. Gleichzeitig wird der Abbau von bestehenden Bewegungseinschränkungen der Gelenke (Kontrakturen), insbesondere der unteren Extremität angestrebt. Das Konzept ist auf ein Jahr angelegt und teilt sich in acht Phasen auf.
Trainiert wird u.a. an einem Vibrationstrainer, den man auch für ein halbes Jahr mit nach Hause bekommt.
Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Die Muskulatur wird kräftiger, und damit werden Fähigkeiten erlangt, die sonst nicht so möglich wären.
Bei unserem Sohn ist die Koordination des linken Armes besser geworden, und die Stehfähigkeit und - ausdauer hat sich verbessert.
Das Programm wird komplett von den Krankenkassen übernommen.
Sicher, alles was zusätzlich zu den normalen Therapien läuft, bedeutet viel Kraftanstrengung und Disziplin, aber alles, was unsere Kinder erlernen, das macht sie in der Zukunft selbständiger und erleichtert uns die Arbeit. So muß man es wohl sehen.
Viele Grüße von Ingrid
____________________________________________________________________________
Ingrid mit Andreas 09/99, Tetraparese, wenig Sprache, dafür viel Gesang, aus Kiel