Hallo zusammen!
Ich hoffe, ich bin mit meinem Anliegen in der richtigen Rubrik gelandet.
Wie gehen eure behinderten Kinder mit dem Behindert-Sein um? Nehmen sie wahr, dass sie anders sind als die Geschwister oder das Kind aus dem Nachbarhaus? Wie äußern sie es mit / ohne Sprache / Gesten / Mimik ...?
Bei Jacqueline ist es öfter Thema und ich komme manchmal an meine Grenzen, wie ich damit umgehen soll. Bei ihr sind es "nur" die Beine, die immer mehr ihren Dienst versagen, sonst ist sie körperlich, geistig, sprachlich fit. Momentan hat sie eine zickige Phase, die sich mischt mit "Ich will nicht behindert sein", "Ich will nicht im Rollstuhl landen, habe Angst" oder "Es ist mir egal, wenn andere meine Orthesen sehen, ich möchte ein Kleid / einen Rock anziehen".
Wie geht man als Eltern damit um? Manchmal könnte ich auch heulen, manchmal würde ich ihr gern auf kindliche Art erklären, das ein Rollstuhl das bessere Hilfsmittel wäre. Sie würde weniger hinfallen, kann in der Schule nicht umgeschubst werden, könnte sich allein ausserhalb der Wohnung von A nach B bewegen, was mit einem Rehabuggy nicht geht.
Beim Rehabuggy muß immer jemand schieben, manchmal legt sie die Hände an die Räder, will sich fortbewegen. Ich muß dann immer aufpassen, ihr nicht weh zu tun, sage ihr, sie soll es lassen, die Hände werden schmutzig.
Als ich letzte Woche zu meinem Ex-Mann in einem Beratungsgespräch sagte, Jacqueline wäre ein Fast-Rollikind, schluckte er seine Worte herunter, aber Blicke sagen manchmal mehr als Worte. Für mich sagte der Blick: Wie kannst du sowas nur denken oder sagen! Er hat zu allem grundsätzlich eine andere Meinung.
Ihr ist sehr bewußt, dass ihre Beine immer weniger können, manchmal sitzt sie auf einer Bank, schaut anderen Kindern beim Spielen zu oder setzt sich in die Sandkiste / auf eine Schaukel, während andere um sie herum spielen, sie mehr oder weniger oder gar nicht ins Spiel integrieren. Würden diese Kinder jetzt weggehen oder fangen und verstecken spielen, hätte sie kaum eine Chance, hinterher zu kommen oder mitzumachen.
Auch ist es deshalb nicht einfach, etwas geeignetes zu finden, was sie kann, woran sie Spass hat, was altersgerecht ist. Der Hamburger Dom (großer Jahrmarkt) ist teuer und einige Fahrgeschäfte fahren zu schnell wieder los, bevor ein gehbehindertes Kind mit / ohne Begleitung darin Platz genommen hat. Ausflüge / Spaziergänge gehen ohne Rehabuggy gar nicht mehr, wenn sie doch mal länger laufen muß, versagt schnell die Beinkraft. Indoorspielplätze haben wir getestet, sind mehr Stress als Spass für Jacqueline.
Ich könnte noch mehr Beispiele nennen, aber es ist wohl klar geworden, was ich meine. Alternativ nur drinnen zu sitzen, zu basteln und Spiele zu spielen ist auf Dauer auch keine Lösung. Ihr weniger werdendes Gleichgewicht macht uns allen sehr zu schaffen.
Katrin